Das Problem des Elektroautos ist der sogenannte energetische Rucksack für die Batterien, also die für deren Herstellung benötigte Energiemenge. Werkstoffe, die flüssig auf eine Folie aufgebracht werden, müssen getrocknet werden, was einer der signifikanten Stromfresser bei der Herstellung ist. Über eine genaue Kilowattstundenzahl schweigt die Industrie, und die Forschung ist an Geheimhaltungsabkommen gebunden. Das IFEU in Heidelberg gibt ungefähre Werte heraus: Demnach kann man für eine Kilowattstunde Batteriekapazität etwa 125 Kilogramm CO2-Emissionen ansetzen. Bei der Produktion des Nissan-Leaf-Stromspeichers mit 24 Kilowattstunden fallen also drei Tonnen CO2 an.

Hinzu kommen CO2-Emissionen, die bei der Produktion des Motors freiwerden. Da beim Bau eines Elektromotors weniger CO2 anfällt als bei der Herstellung eines Verbrenners, reduziert sich unter dem Strich die Menge, die das batterieelektrische Auto über seine besser Fahremissionsbilanz kompensieren muss, auf rund 2,74 Tonnen CO2. Beim Vergleich mit dem Golf-Benziner fährt der Nissan somit erst nach gut 28.000 Kilometern eine schwarze Umweltnull rein. "Das Elektroauto hat heute nur leichte Umweltvorteile", sagt Hinrich Helms, Wissenschaftler am IFEU und spezialisiert auf die Umweltauswirkungen des Elektroautos. Aber: "Es wird deutlich besser werden. Die Zeit spielt für das Elektroauto."

Die Treiber des Fortschritts: ein steigender Anteil erneuerbarer Energien im Strommix, weniger Materialeinsatz bei der Batterie, eine höhere Energiedichte und damit weniger Gewicht des elektrochemischen Speichers. Das IFEU rechnet mit eher konservativen Annahmen, und selbst danach werden die Emissionen bei der Batterieproduktion bis 2020 auf die Hälfte und bis 2030 auf ein Drittel des heutigen Wertes sinken. Ob in diesem Zeitraum die Entwicklung sich weiter schrittweise vollziehen wird, wie es das IFEU vermutet, oder es zu umwälzenden Durchbrüchen kommt, ist heute nicht zuverlässig einschätzbar.

Mehr als 50 Prozent der Batterie müssen recycelt werden

Sicher dagegen ist, dass Batterien aus teuren und teils giftigen Materialien gefertigt werden. Zu den wertvollen Werkstoffen zählen Lithium, Nickel und Kobalt. Das Batterieforschungszentrum MEET der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster arbeitet in einem Konsortium zusammen mit Entsorgungsfachbetrieben und der Autoindustrie an einer Pilotanlage, die das Recycling vorexerziert. Sie soll bis Mitte 2015 fertig sein. Eine solche Einrichtung ist ein Muss, weil der Gesetzgeber eine Rückgewinnung von mindestens 50 Prozent, gemessen am Gewicht, vorschreibt.

"Die einzelnen Arbeitsschritte sind nicht neu", sagt Sascha Nowak vom MEET, "aber das Ziel muss sein, sie so zusammenzuführen, dass sich die Wiederverwertung betriebswirtschaftlich rechnet." Im Idealfall, wie ihn Nowak begreift, werden die Materialien einer Antriebsbatterie für ein zweites Leben als Speicher verwendet, so wie das von Glasflaschen bekannt ist. Die ebenfalls diskutierte Möglichkeit, ausgediente Batterie als Zwischenspeicher in Häusern zu nutzen, ist für Nowak nur "Plan B", weil auch dort irgendwann die Verschleißgrenze erreicht ist – am Recycling führt über kurz oder lang kein Weg vorbei.

Immer wieder verweisen Kritiker auch auf die vermeintliche Giftigkeit der Batterien. So lange diese geschlossen sind, wie Abermillionen von Smartphone- und Notebookakkus, droht keine Gefahr. Relevant wird eine toxische Wirkung erst, wenn die Stromspeicher beim Recycling geöffnet werden. Sascha Nowak vom MEET sieht hier die Herausforderung weniger in der Handhabung einzelner giftiger Stoffe, sondern darin, die Abläufe automatisieren zu können und so serientauglich zu machen.

Fazit: Das Auto mit batterieelektrischem Antrieb ist kein Allheilmittel. Technikbasierte Mobilität – ob in Pkw, Bus, Bahn oder Flugzeug – fordert ihren Tribut, der nur durch totalen Verzicht vermieden werden kann. Trotzdem ist das Elektroauto schon heute tendenziell umweltfreundlicher als konventionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Es fördert die Unabhängigkeit von fossilen Ressourcen – und es wird jeden Tag sauberer.